FNR veröffentlicht Infografik und Poster zur Klimawirkung von Moorböden
In Deutschland sind etwa acht Prozent der Agrarfläche für etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auslöser für die hohen Emissionen sind organische Böden, die zu erheblichen Anteilen aus Kohlenstoff bestehen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) zeigt in ihrer neuen Infografik die Klimawirkung unserer Moorböden anschaulich und mit vielen Details unterlegt auf. Sie macht damit auf ein vielfach noch wenig bekanntes, jedoch für den Klimaschutz wichtiges Thema aufmerksam. Die Grafik steht auf mediathek.fnr.de zum Download zur Verfügung und ist dort auch als Poster bestellbar.
Organische Böden umfassen mitunter mehrere Meter mächtige Torfschichten, in der abgestorbene Pflanzen durch einen permanent hohen Wasserstand für Jahrtausende konserviert wurden – bis der Mensch das Wasser über ein weit verzweigtes Netz aus Drainage-Rohren und Gräben ableitete, um die Flächen besser bewirtschaften zu können. 95 Prozent unserer Moore sind heute entwässert, davon etwa 86 Prozent für die Land- und Forstwirtschaft. Die restlichen 14 Prozent dienen dem Torfabbau (zwei Prozent), sind ungenutzt (sieben Prozent) oder sogar vom Menschen besiedelt (fünf Prozent): Bekanntes Beispiel ist die Stadt Papenburg an der Ems, gegründet auf Moorboden.
Durch die Entwässerung gelangt Sauerstoff in den Moorboden. Dieser verbindet sich mit dem Kohlenstoff (C), der als CO2 aus dem Boden emittiert und so zum Klimawandel beiträgt. Darüber hinaus schrumpfen entwässerte Moorböden durch die Torfzersetzung jedes Jahr um 1-2 cm und verschlechtern sich in ihren Eigenschaften für die Bewirtschaftung. Je nach Mächtigkeit der Torfschicht sind sie mehr oder weniger lange landwirtschaftlich nutzbar. Hat sich die Torfschicht komplett zersetzt, können darunter andere Bodenarten hervortreten, auf denen Pflanzen nur schlecht gedeihen.
Etwa die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Moorflächen und größter Treibhausgas-Emittent ist Grünland. Hier erzeugen Landwirte vor allem Tierfutter, aber auch Biogassubstrate. Auf die Fläche bezogen verursachen jedoch Äcker 20 Prozent mehr klimawirksame Gase pro Hektar. Dies liegt an den Wasserständen, die bei Äckern gegenüber Grünland im Schnitt noch niedriger sind.
Die aus Klimaschutzgründen angestrebte Wiedervernässung ist für viele Bauern ein großer Einschnitt, der Umdenken und neue Konzepte erfordert. Experten schätzen, dass jedes Jahr 50.000 Hektar wiedervernässt werden müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Hoffnungen ruhen hierbei auf den sogenannten Paludikulturen – Pflanzen, die an nasse Standorte angepasst sind und sich verwerten lassen. Erste erfolgreiche Praxisbeispiele sind Biogas aus Feuchtwiesenaufwuchs, die Erzeugung erneuerbarer Wärme aus Schilf, Seggen & Co. oder „Diät-Heu“ für Pferde aus Rohrglanzgras. Weitere Produktideen befinden sich in der Startphase: Bau- und Dämmstoffe, Torfersatzstoffe, Papier oder Werkstoffe bieten viele Ansätze, Moore klimaschonend und dennoch gewinnbringend zu nutzen. Paludikulturen können die Akzeptanz der Flächeneigentümer und -bewirtschafter für die Wiedervernässung erhöhen. Gleichzeitig liefern sie Rohstoffe für die Bioökonomie, um fossile, klimabelastende Rohstoffe zu ersetzen. Paludikultur bedeutet also doppelten Klimaschutz: Moorbodenschutz und Ersatz fossiler Rohstoffe!
Quelle: Pressemitteilung der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. vom 15. März 2022