Bezeichnung
Botanischer Name: Sphagnum
Trivialname: Torfmoos, Bleichmoos
Taxonomische Zuordnung
Ordnung: Sphagnales
Familie: Sphagnaceae
Gattung: Sphagnum
Botanik
Arten: ca. 300 verschiedene Arten
Aussehen:
- Strukturen, die an Stiele, Blätter und Äste höherer Pflanzen erinnern
- Köpfchen mit 0,5 bis 1,5 cm Durchmesser
Vermehrung: Vegetativ
Wertgebende Inhaltsstoffe & Funktion
- Torfbildner
- Nehmen das 20 bis 40-fache ihres Gewichts an Wasser auf
Standort
Boden: Hochmoorboden
Wasserstände: 2-10 cm unter Torfmoosoberfläche (Wichtig dabei ist, dass ein gleichmäßiger Wasserstand über das ganze Jahr eingestellt wird)
Kulturschäden
Kulturschäden an Torfmoosen wurden im Projekt „Moosweit“ untersucht. Es kann zur Verpilzung kommen, nachgewiesen wurden die Gattungen Ganoderma, Trametes, Galerina und Sphagnurus. Es handelt sich hierbei um holzbewohnende Saprobionten sowie pathogene und parasitische Pilze. Allerdings konnten im Projekt trotzdem relativ hohe Torfmoos-Biomasseakkumulationsraten festgestellt werden, und die Biomasse wies sich als geeigneter Substratrohstoff in gartenbaulichen Versuchen aus.
Pflanzung und Kultivierung
Einrichtung von Torfmoosflächen:
Zur Vorbereitung des Sphagnum Farmings müssen Flächen zunächst nivelliert und Wälle angelegt werden, damit das Wasser gleichmäßig in der Fläche gehalten wird. Die Wälle müssen zumindest teilweise befahrbar sein für schwere Arbeitsgeräte. Für den großflächigen Anbau werden mehrere einzelne „Produktionsstreifen“ angelegt. Entscheidend ist auch die vorherige Nutzung. Auf ehemaligen Grünlandflächen muss die oberste Bodenschicht (ca. 30 bis 50 cm) mit einem Bagger entfernt werden. Des Weiteren ist die Installation eines Bewässerungssystems notwendig. Schmale Gräben und/oder Bewässerungsrohre, Abflusseinrichtungen für überschüssiges Wasser sowie Wasserpumpen werden installiert. Das Verlegen von Kabeln und Sensoren sowie die Einrichtung einer Steuerzentrale können notwendig sein. Damit im Sommer genügend Wasser für die Bewässerung vorgehalten werden kann, könnte es notwendig sein, Wasserspeicher anzulegen.
Der nächste Schritt besteht darin, Sphagnen anzusiedeln. Die Torfmoosfragmente müssen lediglich ausgebracht werden und wachsen relativ schnell an. Auf kleinen Flächen kann dies per Hand erfolgen, auf größeren Flächen ist der Maschineneinsatz erforderlich, z.B. umgebaute Miststreuer. Vielversprechend sind Sphagnum papillosum und S. palustre. Die Torfmoosfragmente sollten leicht abgedeckt werden. Als wenig geeignet hat sich Vlies erwiesen. Beste Ergebnisse werden erreicht, wenn es eine dünne lockere Bedeckung mit Stroh gibt. Eine zu dicke Schicht behindert wiederum das Torfmooswachstum. Unmittelbar nach dem Ausbringen wird die Fläche bewässert, damit es nicht zu einem Austrocknen der Diasporen kommt. Bereits nach wenigen Jahren sollte die Fläche fast komplett mit Torfmoos bedeckt sein. Die fast 100 %ige Bedeckung ist erforderlich, damit konkurrierende Gefäßpflanzen nicht oder nur in geringem Umfang aufkommen. Nährstoffgaben sind nicht notwendig und nicht sinnvoll. Torfmoos ist eine an nährstoffarme Verhältnisse angepasste Pflanze. Die Stickstoffversorgung scheint in Niedersachsen hoch genug zu sein, während Phosphor und Kalium limitierende Faktoren sein können.
Torfmoos-Impfmaterial könnte in Zukunft in größeren Mengen und zu niedrigeren Preisen zur Verfügung stehen, wenn die maschinelle Ernte weiterentwickelt ist oder die in vitro Produktion marktreif ist.
Dann könnte das Ausbringen mittels Schleppschlauch-Systemen geschehen, muss jedoch an nasse Böden angepasst werden. Modifikationen der Maschinen könnte die Ausstattung mit Raupen sein oder indem ein Ausleger zwischen zwei Fahrzeugen, die auf Dämmen fahren, über das Feld gezogen wird.
Kosten der Einrichtung:
Einen Überblick über die Kosten zur Ersteinrichtung einer Torfmoosfarmingfläche auf Hochmoorboden gibt folgende Tabelle 1, die sich auf zwei relativ kleine Flächen bezieht. Auf großen Flächen dürften die spezifischen Kosten geringer ausfallen. Die ehemals als Grünland genutzte Fläche verursacht höhere Kosten als die abgetorfte Flächen, da der Oberboden entfernt werden musste. Das Bewässerungssystem auf der abgetorften Fläche ist außerdem weniger aufwendig im Vergleich zur ehemaligen Grünlandfläche, was allerdings nicht repräsentativ ist. Sphagnum Farming auf schwimmenden Matten verursacht noch höhere Kosten (nicht in der Tabelle enthalten). Bei Annuität wird eine Laufzeit von 20 Jahren und ein Zinssatz von 3% angenommen. Ein großer Kostenfaktor stellt der Kauf der Sphagnum Diasporen dar: Auf einer ehemaligen Grünlandfläche in Niedersachsen nahmen die Diasporen einen Kostenanteil von 46% ein, auf einer ehemaligen Torfabbaufläche sogar 71%. Auch die Kosten für die Beschaffung der Fläche und die Einrichtung der Stromversorgung haben einen hohen Anteil an den Gesamtkosten. Weitere Informationen zu Kosten finden sich in dieser Veröffentlichung:
Tabelle 1: Kosten zur Einrichtung einer Torfmoosfarmingfläche auf Hochmoorboden :
abgetorfte Fläche | ehemaliges Grünland | ||
---|---|---|---|
Herrichtung der Fläche | Euro / m² | 0,62 | 1,46 |
Bewässerungssystem | Euro / m² | 1,00 | 4,59 |
Aussaat | Euro / m² | 6,72 | 6,73 |
Spezifische Kosten gesamt | Euro / m² | 8,35 | 12,8 |
Kosten je Trockenmasseertrag über die gesamte Kultivierungsdauer | Euro / t | 1.723 | 2.646 |
Annuität (20 Jahre) | Euro / (ha * a) | 6.000 | 9.000 |
Die Produktivität der Fläche hängt anschließend in erster Linie von der Wasserversorgung und dem regelmäßigen Mähen der Gefäßpflanzen ab:
- Ein relativ gleichmäßiger Wasserstand im Jahresverlauf ist für das Torfmoos-Wachstum sehr wichtig und verbessert die Funktion als Senke für Treibhausgase. Dementsprechend sollte das Bewässerungssystem ausgerichtet sein.
- Pflegemaßnahmen bestehen insbesondere aus dem Mähen von Gefäßpflanzen in monatlichen Intervallen. Ob das Torfmooswachstum tatsächlich durch den Aufwuchs von hochmoortypischen Gefäßpflanzen beeinträchtigt wird, ist noch nicht geklärt. Zumindest Eriophorum angustifolium scheint sich nicht negativ auszuwirken. Bei der maschinellen Ernte wird allerdings neben den Torfmoosen auch alles andere mitgeerntet. Dadurch können Maschinen für die Weiterverarbeitung verstopfen und – im Falle der Nutzung als Rohstoff für Gartenbausubstrate – das Endprodukt z.B. durch Samen der Flatterbinse verunreinigt werden. Daher könnte eine Notwendigkeit für das regelmäßige Mähen bestehen. Ob und wie häufig gemäht wird, hängt von den Pflanzenarten, den eingesetzten Maschinen und der Nutzung der Torfmoose ab.
Ernte
Zeitpunkt: Ungefähr alle fünf Jahre
Ertrag: ca. 3,7 t/ha/a
Flächen
Ungefähr 15.000 Hektar Hochmoorfläche ist derzeit unter Abbau für die Herstellung von Gartenbausubstraten. Für den ganz überwiegenden Teil der Abbauflächen wurde in der Torfabbaugenehmigung die Wiedervernässung als Ersatzmaßnahme für den Eingriff Torfabbau festgeschrieben.. Es gibt aber auch Abbauflächen, auf denen die Torfabbaugenehmigung noch andere, nicht natur- und klimaschutzkonforme Folgenutzungen zulässt.
Den größten Effekt für den Klimaschutz wird aber durch die Umwandlung von Grünland oder Acker auf Hochmoor in Paludikultur erzielt, weil dort die größten CO2 Einsparungen erzielt werden. Hier bietet sich als Landnutzung Tormoos-Farming an. Der Flächenanteil wird für Niedersachsen auf ca. 110.000 ha geschätzt.
Potentielle Verwendung
- Herstellung von Gartenbausubstraten
- Brennmaterial
- Medizinische Anwendung als blutstillendes Mittel und zur Behandlung von Hautkrankheiten
Anmerkung und Literatur
- Gaudig et al. (2017): Sphagnum framing on cut-over bog in NW Germany: Long-term studies on Sphagnum growth, Mires and Peat, Volume 20, Article 04, 1-19.
- Spektrum Akademischer Verlag (o.J.): Torfmoose – Lexikon der Biologie. URL https://www.spektrum.de/lexiko.... – Zugriffsdatum: 13.07.2020.
- Temmink et al. (2017): Sphagnum framing in a eutrophic world: The importance of optimal nutrient stoichiometry, Ecological Engineering 98, 196-205.
- Univie.ac.at (o.J.): Torfmoose. URL https://homepage.univie.ac.at/.... – Zugriffsdatum: 13.07.2020
- Wichmann et al. (2017): Establishing Sphagnum cultures on bog grassland, cut-over bogs, and floating mats: procedures, costs and area potential in Germany, Mires and Peat, Volume 20, Article 03, 1–19↩