Im Sience Cube, einem Modulbau aus Holz der in Werlte ansässigen Firma Janssen Holzbau GmbH, hat die Erprobung neuer nachhaltiger Baustoffe aus Paludikulturmaterial – Biomasse aus vernässten Moorböden – begonnen.

Das Projektteam vor dem Science Cube in Werlte (v. l.: Murat Ince, Prof. Dr. Heinrich Wigger (beide Institut für Materialprüfung an der Jade Hochschule am Campus Oldenburg), Rolf Janssen (Janssen Holzbau GmbH), Hansjörg Wieland, Dr. Colja Beyer, Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer und Dorothea Rammes (alle vier 3N Kompetenzzentrum))
Das Projektteam vor dem Science Cube in Werlte (v. l.: Murat Ince, Prof. Dr. Heinrich Wigger (beide Institut für Materialprüfung an der Jade Hochschule am Campus Oldenburg), Rolf Janssen (Janssen Holzbau GmbH), Hansjörg Wieland, Dr. Colja Beyer, Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer und Dorothea Rammes (alle vier 3N Kompetenzzentrum))

Das innovative Unternehmen Janssen Holzbau GmbH, das Institut für Materialprüfung an der Jade Hochschule am Campus Oldenburg und das 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. in Werlte haben im Rahmen des deutsch-niederländischen, von der EU geförderten INTERREG-Projekts „Bioökonomie – Grüne Chemie“ der Ems Dollart Region (EDR) ein spezielles Einblasdämmprodukt aus Rohrkolbenmaterial entwickelt. Nun wird das neue Dämmmaterial, das noch nicht auf dem Markt erhältlich ist, in einer Praxisanwendung getestet.

„Der in Holzständerweise gebaute Science Cube ist so konzipiert, dass die Gefache ohne großen Aufwand geöffnet werden können, um Dämmmaterialien und Messtechnik auszuwechseln. Dadurch können neue innovative Entwicklungen jederzeit praxisnah erprobt werden“, erläuterte Firmenchef Rolf Janssen das Konzept des Science Cube. „Das Gebäude, das inmitten der im Bau befindlichen Musterhausanlage steht, dient auch der Information und wendet sich an alle interessierten Personen“.

Innenansicht des Science Cube. Messsensoren wurden in die Wände eingebaut.
Innenansicht des Science Cube. Messsensoren wurden in die Wände eingebaut.
Das Team um Prof. Dr. Heinrich Wigger aus Oldenburg und das 3N Kompetenzzentrum unter Leitung von Frau Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer haben das Gebäude mit moderner Messtechnik ausgestattet und eine Wetterstation aufgestellt, die Wetterdaten erfasst. Mit den aufgezeichneten Messdaten wird im Anschluss der Wärme- und Feuchtetransport mithilfe von hygrothermischer Simulationssoftware nachgestellt und die Dauerhaftigkeit der Baukonstruktion bauphysikalisch geprüft. Mithilfe der Software und der durchgeführten Messungen werden so theoretische Kenntnisse mit den in-situ-Messungen gekoppelt, um so die eingebauten Dämmstoffe auch auf andere Projekte abstimmen zu können.

Zwei Dämmmaterialien aus Rohrkolben werden im Science Cube getestet
Zwei Dämmmaterialien aus Rohrkolben werden im Science Cube getestet
In zwei der vier Außenwänden wurden Einblasdämmmaterialien aus Rohrkolben eingebaut. In einer Wand wurde ein Dämmmaterial aus reinem Rohrkolben eingeblasen. Eine andere Wand wurde mit einer Mischung aus reinem Rohrkolben und Holzwolle gefüllt. Die Holzwolle stabilisiert das Einblasdämmmaterial, so dass keine Setzung stattfindet. Zum Vergleich wurden in den anderen Wänden erprobte Dämmstoffe, wie Zellulose, verbaut.

Dämmmaterialien aus Rohrkolben scheinen eine ähnliche Dämmwirkung wie andere Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B. Hanf, zu haben. Gegenüber Dämmstoffen aus fossilen Rohstoffen haben Dämmmaterialen aus Rohrkolben offensichtlich weitere Vorteile: Es wird ein angenehmes Raumklima und ein kühlender Effekt im Hochsommer erzeugt, der Dämmstoff ist diffusionsoffen und kapillaraktiv und kann für einen guten Schallschutz sorgen, wie erste Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP zeigen.

„Vor allem aber stellt das Dämmmaterial aus Rohrkolben eine klimafreundliche Innovation dar, weil diese heimische Pflanze in vernässten Moorböden angebaut werden kann“, zeigte sich Projektleiter Dr. Colja Beyer von der Kompetenzstelle Paludikultur überzeugt. In Niedersachsen ist ein großer Teil der Moorböden entwässert worden und große Mengen an Treibhausgasen werden an die Atmosphäre abgegeben. Durch den Anbau von z.B. Rohrkolben können auf diesen wiedervernässten Flächen die Emissionen auf fast Null reduziert werden. Damit könnte dieses Dämmmaterial einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen Niedersachsens beitragen. Der nachwachsende Rohstoff kann regional produziert, verarbeitet und vermarktet werden. Die laufenden Untersuchungen und Testreihen bilden hierfür die Grundlage.

Das grenzübergreifende Projekt "Bioökonomie - Grüne Chemie" wird im Rahmen des INTERREG V A-Programms Deutschland-Nederland mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt. Kofinanziert wird es durch das Land Niedersachsen, das niederländische Wirtschaftsministerium und durch die niederländischen Provinzen Drenthe, Fryslân, Gelderland, Groningen und Noord-Brabant.

Weitere Informationen:

www.3-n.info/projekte
www.bioeco-edr.eu
www.bioeco-edr.eu/wohnungsbau

Kontakt:

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Dr. Colja Beyer

Tel. +49(0)5951 9893 - 18
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