Bei der Ernte auf Paludikulturflächen müssen einige Faktoren beachtet werden. Zum einen können die wiedervernässten Flächen nicht mit handelsüblicher Landtechnik befahren werden, da diese ein zu hohes Gesamtgewicht aufweist und deshalb nach kurzer Zeit einsinken würde. Zum anderen muss der Einfluss des Maschineneinsatzes auf den Moorboden beachtet werden.
Momentan gibt es noch keine Serienfertigung von Erntemaschinen, da die Umstände bezüglich Bodenart, Anbaufläche, Grad der Vernässung und Erntezeitpunkt variieren und die Anfragen für diese Erntetechnik verhältnismäßig gering sind.
Für Paludikultur als neue Landnutzungsform ist eine geeignete Landtechnik von zentraler Bedeutung. So muss für die Bewirtschaftung auf besonders leichte und der Feuchtigkeit angepasste Landtechnik zurückgegriffen werden, um so den Bodendruck und Scherkräfte zu verringern und die Grasnarbe nicht zu beschädigen. Der zulässige Höchstwert auf Niedermoorboden für das spezifische Gewicht wird meist mit 100 g/cm² (Gramm pro Quadratzentimeter) angegeben, wobei dies auch von der Bodenart und den Grad der Vernässung abhängig ist. Auf Torfmoosfarmingflächen muss das Gewicht noch geringer sein.
Die Verringerung des Bodendrucks kann einerseits durch die Reduzierung des Gesamtgewichts oder anderseits mit der Vergrößerung der Auflagefläche erreicht werden.
Zur Reduzierung des Gesamtgewichtes können kleinere Traktoren und Arbeitsmaschinen mit leichten Bauteilen eingesetzt werden. Um die Auflagefläche zu vergrößern und somit das spezifische Gewicht zu senken, kann bei der radbasierten Spezialtechnik auf Doppelbereifungen, Breitreifen oder Ballonreifen für die Traktoren und Anbaugeräte zurückgegriffen werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Seiga-Maschinen. Diese sind relativ leicht und verfügen über mehrere großflächige Ballonreifen. Des Weiteren kann kettenbasierte Spezialtechnik eingesetzt werden. Häufig werden modifizierte Pistenraupen mit unterschiedlichen Kettentypen und Material verwendet. Je größer die Auflagefläche der eingesetzten Maschine, desto geringer ist der Bodendruck.
Der Einfluss der verschiedenen Erntemaschinen auf den Boden kann anhand der Scherfestigkeit ermittelt werden. So wurden Messungen vor und nach dem Befahren von verschiedenen Erntemaschinen durchgeführt, um so die Auswirkungen auf den Boden messen zu können. Dabei wurde festgestellt, dass der Einsatz von Kleintraktoren keinen negativen Einfluss auf die Ausgangsfläche hat. Im Gegenzug wurde ebenfalls die Fläche vor und nach Einsatz einer Pistenraupe und einer Seiga-Maschine untersucht. Diese Messungen ergaben, dass zwar keine sichtbaren Schäden auftraten, die Überfahrt aber zu einer Schädigung der Grasnarbe führte. Außerdem wurde beim Versuch mit der Pistenraupe eine Erhöhung des Eindringungswiderstandes festgestellt, was auf eine Verdichtung des Torfkörpers schließen lässt.
Bei der Ernte von Torfmoosen sind momentan noch keine Ernteverfahren bekannt. Diese werden zur Zeit entweder per Hand oder von den Dämmen mittels Kettenbagger geerntet.
Die Erlenernte kann sich durch eingeschränkte Befahrbarkeit der Böden herausfordernd gestalten. Sie ist so in Perioden gefrorenen Bodens oder nach längeren Trockenphasen im Frühherbst mit motormanuellem oder maschinellem Holzeinschlag (z. B. Raupenharvester) und maschineller Rückung (z.B. Raupenforwarder) möglich. Ist der Boden nicht befahrbar, kann eine Ernte mithilfe von mobilen Seilkrananlagen erfolgen, welche Bodenschädigungen minimiert, allerdings auch erhöhte Kosten verursacht.
Im Anhang ist die ausgearbeitete Liste der ermittelten Erntemaschinenhersteller mit dazugehörigem Internetlink und ggf. Zusatzinformationen zu finden.
Eine Übersicht über die aktuelle Einsatzbereitschaft der Maschinen gibt diese Graphik (engl.):
- VIP-Vorpommern Initiative Paludikultur
- MOOSWEIT – Torfmooskultivierung zur klimaschonenden Moorentwicklung: Anbau & Ernte von kultivierten Torfmoosen (Nachfolgeprojekt von MOOSGRÜN)
- INTERREG VA-Projekt „Grenzenlos Moor“ – Das Moor als Lebens- und Wirtschaftsraum
- BOnaMoor - Optimierung der Biomasseproduktion auf nassen Moorstandorten und deren thermische Verwertung
- DESIRE – Entwicklung einer nachhaltigen Moorbewirtschaftung
- Paludi-PRIMA: Paludikultur in die Praxis bringen: Integration – Management – Anbau
- ENIM – Energiebiomasse aus Niedermooren
- VoCo – Vorpommern Connect: Nachhaltige Stadt-Land-Wertschöpfungsketten bewerten und gestalten
- Torfmooskultivierung
- Modellprojekt zur Umsetzung einer klimaschutzorientierten Landwirtschaft im Gnarrenburger Moor
- SWAMPS – Verfahrensanalysen und Handlungsoptionen zur Verminderung von Treibhausgasemissionen und zum Schutz von Mooren für landwirtschaftlich genutztes Grünland
- Economic an ecological assessment of solid fuels from rewetted peatlands
- MOOSzucht
- PROSUGA
- MULLE - Das Landschafts-Energie-Projekt
- Wichtmann, W. et al. (2016): Paludikultur-Bewirtschaftung nasser Moore. Stuttgart: Schweizerbart↩
- Machinery Requirements for Paludiculture, Defra report 2022. https://www.paludiculture.org.uk/_files/ugd/4051ed_b9916bfb2fd54f5ba2278a48eb5e8757.pdf, Zugriffsdatum 02.10.2023↩
- Röhe, P. & Schröder, J. (2010): Grundlagen und Empfehlungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Roterle in MV. Schwerin.↩